Bad Ems

1923: Karl Kaffines Separatisten-Regime (Seite 2)

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Aus dem Kreis der Postkollegen wird Bezirkssekretär Röhle später bezeugen: Auf seine Frage, wie er (Kaffine) denn mit seinem kleinen Gehalt leben könne, habe Kaffine geantwortet: „Ja, weißt du, als Beigeordneter habe ich großen Einfluss in der Stadt; zudem bin ich Vermittler beim Ein- und Ausfuhramt, und bei all dem kommen mal ein paar tausend Mark mit Leichtigkeit zusammen.”

Kaffine weitet seine Aktivitäten sehr schnell aufs weitere Umland aus und wirbt mit Vorträgen in Dorfkneipen und Turnhallen für die „Rheinische Republik”. Am 9. Dezember 1922 will Adam Dorten nach Bad Ems kommen, Kaffine plant eine Großkundgebung, alle örtlichen Parteien wollen das verhindern, die SPD lädt zur eigenen Veranstaltung, mehrere Sonderzüge sind dafür schon angekündigt. Mit einer großen Anzahl von Sympathisanten beider Seiten ist zu rechnen. Bürgermeister Schreck sorgt sich um die öffentliche Ordnung in der Kurstadt, er befürchtet Unruhen und gewalttätige Demonstrationen und verbietet bis auf weiteres alle politischen Versammlungen. Die Emser Lehrerin Lisa Schmitt-Götz gibt 14 Jahre später zu Protokoll: „In Bad Ems war eine ungeheure Aufregung, es würde hart auf hart gehen. Sämtliche Parteien von den Deutschnationalen bis zu den Sozialdemokraten standen geschlossen gegen die separatistischen Bestrebungen. Ein SPD-Mann erzählte mir, dass in Köln ein Sonderzug bereit stünde für den Fall, dass Hilfe erwünscht sei gegen das Separatistenpack [...]”

Schon im Vorfeld der zu erwartenden Ereignisse kommt es im Dezember 1922 zu heftigen Auseinandersetzungen. „Kein Gastrecht den Hochverrätern”, fordert der Kommentator der Emser Zeitung, und alle Emser Saalbesitzer verweigern den Separatisten ihre Einrichtungen. Als der Gastronom Karl Flöck sein Haus doch noch zur Versammlung freigibt, folgt ein Sturm der Entrüstung und der deutlich publizierte Druck der heimischen Presse. Die Emser Zeitung schreibt am 7. Dezember: „Wir sind überzeugt, daß es nicht einmal dieses Hinweises bedarf, um alle deutsch und anständig denkenden Vereine an die notwendigen Konsequenzen zu erinnern, die sich unbedingt aus dem Verhalten dieser Gastwirtschaft ergeben. Wenn je, dann ist jetzt der Augenblick gekommen, wo die reinliche Scheidung vollzogen werden muß zwischen ehrlich und anständig gesinnten Deutschen und bezahlten Hochverrätern mit ihrem Anhang...”